Ausprobiert: Eine Testfahrt mit dem Pössl Campster *
*Achtung: Der Text kann unbezahlte Werbung enthalten.
Na, wer hätte das gedacht! 52 Jahre so gut wie nie gezeltet, wenn man die vier Wochen Interrail in der Schulzeit mal außen vor lässt, und jetzt Camper werden wollen? Was ist passiert?
Ein Testwochenende mit dem Citroen Pössl Campster und mein Fazit daraus lest ihr in diesem Blogpost.
Die Corona-Zeit hinterlässt Spuren. Gefangen in Quarantäne, alle Events und Urlaube abgesagt. Da mag bei dem einen oder anderen der Wunsch aufkommen, einfach mal ins Auto zu steigen und ans Meer oder einen anderen schönen Ort zu fahren. So auch bei mir. Bei einer meiner vielen Corona-Radtouren habe ich ihn dann gesehen: Den Campster! Er stand auf einem Parkplatz direkt an der Flensburger Förde. Sein Besitzer hatte das Aufstelldach hochgestellt und die Sessel umgedreht. Auf dem Tisch stand ein duftender Kaffee. Ja, so einfach kann es sein, dachte ich mir. 20 Minuten von zu Hause und schon im Urlaub. Der Virus war übergesprungen! Ich fing an, mich mit dem Fahrzeug zu beschäftigen und recherchierte im Netz und bei Händlern die den Pössl Campster vertreiben.
Der eine für alles so lautet der Werbeslogan. Kann er halten was die Marketingexperten versprechen?
Nicht die Katze im Sack...
Hilft nichts, Katze im Sack kaufen geht bei solchen Preisen nicht. Man muss es ausprobiert haben! Ich nahm Kontakt auf zu einem der autorisierten Pössl Campster Vertretungen in Schleswig-Holstein. Die Firma Horn in Altenholz bei Kiel. Zu meiner Überraschung wurde nicht nur eine kurze Probefahrt möglich gemacht, sondern ich durfte das Fahrzeug über Nacht testen. Aber klar, eine wesentliche Eigenschaft des Fahrzeugs ist die Übernachtungsmöglichkeit. Auch das sollte man testen können. Trotzdem fand ich das bemerkenswert von der Firma. Vor allem weil der Wagen außer den Spritkosten kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.
Es ist wie die Quadratur des Kreises. Ist das Camping-Fahrzeug groß, ist das komfortabel für Camping aber zu unhandlich für den Alltag und umgekehrt dann andersherum. Beides scheint nicht zu funktionieren. Aber nicht viele können sich zwei Fahrzeuge leisten zumal Camper nun auch nicht gerade billig sind. Was tun also? Der Ausbauspezialist Pössl hat sich die Problematik angesehen und die einzig am Markt wirklich etablierte Lösung versucht neu zu interpretieren. Den VW Bulli. Das ganze dazu noch in der Version „bezahlbar“ und schon war ein erfolgreiches Campingbus-Alltagsauto geboren, wie ich finde. Ich will nicht vorgreifen. Schauen wir uns erstmal die Details an.
Was macht das Auto aus? - Hier die Themen in der Übersicht:
Ganz bewusst hat man bei den Abmessungen zwei Parameter im Auge gehabt. Die Höhe (1,99 Meter) und die Länge (4,95 Meter).
Die Länge spielt bei der Bewertung ob ein Auto alltagstauglich ist eine entscheidende Rolle. Ist er zu lang, hat man Schwierigkeiten Parkplätze anzufahren. Die Suche nach immer großen und langen Parkmöglichkeiten stresst. Mit den 5 Metern beim Campster kommt man aber sehr gut klar. Ich selbst habe das Problem erlebt, als ich einen Kastenwagen, den Pössl Summit mit 6 Metern Länge, geliehen hatte und eine Woche damit im Harz unterwegs war. Aber noch entscheidender als die Länge ist die Höhe! Sie entscheidet ob man ein PKW oder Wohnmobil ist. Alleine in Parkhäusern ist man in der Regel als Wohnmobil raus. Nicht aber mit dem Pössl Campster mit seinen 1.99 m. Ein weiterer Aspekt für mich ist die Abstellmöglichkeit zu Hause. Die wenigsten haben Platz und Geld, eine extra Halle für das WoMo zu bauen. Entweder das teure Teil steht draußen oder muss teuer eingelagert werden. Der Campster dagegen passt in jedes handelsübliche Carport.
Fahreigenschaften
Der Pössl Campster basiert auf dem Citroen Spacetourer. Einem komfortablen Kleinbus für 8 Personen. Ja, er ist ein Bus! Deutlich zu merken an der Sitzposition und der schmalen Schnauze. Aber, er fährt sich nicht so. Die 150 PS-Variante, die ich getestet habe, hatte absoluten Pkw-Charakter. Er lässt sich zügig beschleunigen und ist Citroen-typisch gut gefedert. Etwas windanfälliger ist er dann doch, aber mir hat die gute Übersicht durch die erhöhte Sitzposition prima gefallen.
Ausstattungsdetails
Die Möglichkeiten, den Campster seinen Bedürfnissen anzupassen sind groß. Zahlreiche Ausstattungspakete und Feature können nach Belieben und Geldbeutel dazu geordert werden. Wie bereits erwähnt zählen für mich die Abstandssensoren und Kameras dazu, außerdem liebe ich das Fahren mit Tempomat, der sogar einen aktiven Begrenzer hat. So kann man entspannt im Verkehr cruisen ohne Stress.
Ganz wichtig für das Campen ist die Webasto Standheizung. Sie ermöglicht eine angenehme Temperierung des Fahrzeugs und macht dadurch Luxus-Zelten möglich ohne zu frieren.
Die Kühlbox macht natürlich auch Sinn, wobei es zwei Varianten gibt. Einmal die Box neben dem Herd, wo sie hinpasst und einmal die Version zwischen den Fahrersitzen, wo sie im Weg ist. Aber gut, irgendwas muss man sich ja dabei gedacht haben.
Die Sitze der Ausstattungslinie Yumi sind Standard und völlig ausreichend, weil unempfindlich und geschmackvoll. Wer die Maroon-Serie mit dem aufgestickten Campster-Logo lieber mag, muss draufzahlen.
Genau so verhält es sich mit den Fahrzeugfarben. Hier ist weiß Serie und die Metallic-Lackierungen sind aufpreispflichtig. Bei meinem Testmodell war das Aufstelldach weiß auf der schwarzen Karosserie. Das muss man mögen, mir gefiel es nicht so.
Das Cockpit
Das Cockpit ist unspektakulär. Eher funktional und schlicht. Allerdings in der Ausstattung des Sicherheitspaketes 5 schon sehr üppig und auf dem Stand der heutigen Technik. Wichtiges Feature in meinen Augen ist die Rückfahrkamera und die akustische Einparkhilfe, denn nach hinten ist die Übersicht busspezifisch eingeschränkt.
Nice to have ist der Mirror-Link, der es einem ermöglicht, sein Handy-Display mit dem Display des Campsters zu verbinden. Coole Sache!
Das Dachzelt
Das Zeltdach ist für mich das absolute Highlight. Klar, die Bedienung ist etwas „frickelig“ und es hängen schon ein paar Schnüre herum, die man verstauen muss, aber das Feeling auf dem Dach im Zelt ist unbeschreiblich. Die Option das Zelt zu öffnen und mit Klett an dem Zeltdach zu befestigen, ist der Hit. Somit hat man bei schönen Wetter ein offene „Dachterrasse“ mit bestem Ausblick von 2 Metern Höhe. Genial! Ans Meer fahren, parken, Dach öffnen, genießen! Das ist tatsächlich möglich mit diesem Wagen.
Auch schlafen geht gut! Die Matratze ist zwar nicht dick aber Pössl hat dem Bett eine spezielle Federung durch ganz viele Druckteller verpasst, die das Bett durchaus bequem macht. Mit einem handelsüblicher Topper kann man das Ganze noch zusätzlich aufwerten und wirklich sehr gut dort oben übernachten. Getestet!
Das Platzangebot ist mit 1,15 Metern jetzt nicht überragend, aber ok, wenn man sich lieb hat. Für alle anderen sind auch getrennte Betten möglich, da unten ja nochmal in etwa die gleiche Fläche zur Verfügung steht. Allerdings nur, wenn man zu zweit reist. Tatsächlichh muss ich sagen fehlt mir die Fantasie zu einer Empfehlung für eine Familie mit zwei Kindern, wie es angepriesen wird. Mit einem Vorzelt vielleicht, aber ohne wäre ich raus.
Wo wir gerade bei Kritik sind! Der Aufstieg ins Bett auf dem Dach ist nicht ohne Kletterfähigkeiten möglich. Nachdem man den Dreh raus hat, ist es dann doch erstaunlich einfach, aber für 70+ ist dieses Auto definitiv nicht geeignet. Allzu viel Übergewicht könnte auch hinderlich sein. Ich persönlich konnte mich in dem Fahrzeug samt Aufstieg ganz gut bewegen.
Zwei seitliche Schiebetüren
Die zwei Schiebetüren sind super! Wenn es richtig heiß ist kann man neben der möglichen klimatisierten Variante tatsächlich Haus der offenen Tür machen. Beide Türen auf, Dach hoch, Zeltdach auf und man bekommt Frischluft und trotzdem Schatten.
Heckbereich
Eine prima Idee ist die separat zu öffnende Scheibe der Heckklappe, denn die ist ganz schön riesig. Das kann beim Einkaufen schon mal eng werden.
Outdoorküche
Das Prunkstück ist die variabel einsetzbare Outdoorküche. Nur zwei Schrauben lösen und man kann sie ausbauen und im Freien oder im Vorzelt verwenden. Bei diesem Feature hat der Campster meines Wissens Alleinstellungsmerkmal. In diesem Zusammenhang ist aber das Erweiterungsset notwendig. Dieses besteht aus dem Verlängerungskabel für die Stromversorgung, Füße für eine höhere Position im Freien und einen Teleskopfuß für den Tisch, der dann auch im Außenbereich nutzbar ist.
Die Stärke dieser variablen Küchenfunktion offenbart gleichzeitig eine Schwäche. Wie man auf der Abbildung sieht, ist das Frisch- bzw. Grauwasserreservoir mit 10 Litern nicht gerade üppig, aber andernfalls wäre das ganze nicht mehr mobil. Das eine was man will, das andere was man (in Kauf nehmen) muss!
Wohnraum
Der Tisch ist an der Küche variabel zu befestigen, so dass man mehrere Positionen findet und sich den knappen Innenraum variabel gestalten kann. Praktisch! Der Tisch hat eine separate Verstaumöglichkeit.
Das Hubdach und die hochklappbare Matratze ermöglichen Stehhöhe im Innenraum und machen den Innenraum luftig. Die LED-Leisten an den Seiten geben ein gemütliches Licht, wenn es Dunkel wird.
Der Möbelbau der Firma Pössl wirkt wertig und modern. Jeder noch so kleine Platz wurde genutzt und eine schöne Schrankwand ist entstanden.
Stauraum und Fächer
Gut, jetzt wird es eng für den Campster! Im wahrsten Sinne des Wortes. In Punkto Stauraum ist auf so kleinem Platz nicht viel möglich. Hier ein Schrankfach, dort eine Schublade aber so richtig viel Schrankplatz ist nicht vorhanden. Aber wenn man lernt sich zu begrenzen, passt das schon!
Technik
Der Campster hat eine separate Klimaanlage im Heck des Fahrzeugs. Optional kann er mit einer Webasto Standheizung bestellt werden. Das ist empfehlenswert wenn es einmal kalt wird. Nicht vergessen! Auf dem Dach schläft man in einem Zelt und das ist doch sehr abhängig von der Außentemperatur. In Testberichten habe ich gelesen, dass die Standheizung bis ins Dachzelt hinein recht und es sehr muggelig macht. Für einen Frostködel wie mich ist das ein „Must have“!
Verbrauch
Der Verbrauch und die Umwelteigenschaften sind heutzutage wichtige Verkaufsargumente. Die HDI-Motoren mit AdBlue-Technik sind auf dem neuesten Stand. Trotzdem ist und bleibt es ein Verbrenner, aber im Busbereich gibt es noch keine vernünftigen Alternativen. Mein getester Verbrauch lag bei knapp unter 7 Litern auf 100 Kilometern. Ganz ok für so ne fahrende Schrankwand.
Campingeigenschaften
So richtig getestet auf Campingplätzen oder freistehend habe ich ihn nun noch nicht. Aber man liegt erstaunlich gut auf dem speziell mit Lattenrost konzipierten Dachbett. Hier müssen aber weitere Tests den guten Eindruck noch bestätigen.
Fazit
Was soll ich sagen! Es hat mich erwischt. Liebe auf den ersten Test. Tatsächlich kann ich mir vorstellen, wie dieses Auto "Der eine für alles" ist. Freizeit und Alltagsauto in einem und im Vergleich mit dem Platzhirsch VW Bus preiswert. Nichtsdestotrotz kostet er viel Geld, weshalb ich auf jeden Fall eine intensive Probefahrt und Probenacht empfehle. Ich will ihn...!
Was ist campstern? Diese neue Wortschöpfung beschreibt ein Lebensgefühl, die mit dieser Gattung Fahrzeuge am besten möglich ist. Erfahre mehr…
Die Reise geht weiter: 100 Tage mit dem Pössl Campster
Nach dem Testbericht ist vor dem Testbericht! Wie macht sich der kleine Campingbus im Langzeittest und mit vielen Kilometern Erfahrung auf der Straße im Real-Life. Dieser Post ist eine Ergänzung zum ersten Testbericht auf dieser Seite. Wer noch weiter gehende Details sucht, der liest diese in meinem neuen Blogpost: 100 Tage Pössl Campster – Ein Erfahrungsbericht
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