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Patrick von Van Schmiede vor dem VW Microloft2

Die Campster-Alternative-Der Microloft2 ein Selbstausbau vom Profi

Campster versus VW T6 Selbstausbau

Vorweg: Auch nach einem Jahr als Campster-Fahrer bin ich nach wie vor begeistert vom Konzept und vom Format dieses Autos. Allerdings ließ mich ein Besuch auf der Camper-Messe Caravan und Co in Rendsburg (Schleswig-Holstein) ins Grübeln kommen. Soll ich fremd gehen? Was 30 Zentimeter in der Länge ausmachen können, das lest ihr in meinem Post über den Microloft2.

Auf der Messe habe ich mich mit Patrick von der Firma „Van Schmiede“ aus Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein) getroffen und mir das Konzept seines Selbstausbaus vom Profi für einen herkömmlichen VW Bulli T6 zeigen lassen.

VW Bulli T6 Microloft2-Selbstausbau vom Profi
Vorführfahrzeug der Van Schmiede auf der Messe Caravan und Co in Rendsburg

Stolz steht Patrick (38) vor einem auf den ersten Blick herkömmlichen VW Bus T6 mit Markise. Erst der Blick ins Innere lässt den umstehenden Besuchern ein Raunen entlocken. Sie bleiben stehen und lauschen Patricks Ausführungen, wie er vom Messebau zum Selbstausbau von Campingfahrzeugen kam. Ein Jahr dauerte der Prozess von der Idee und den 3-D-Modellen am CAD bis zu dem fertigen Ausstellungsfahrzeug, das Patrick auf der Caravan und Co präsentiert.

Eine L-Küche in einem Camper-Van, dazu ein Bett für uns groß gewachsene Norddeutsche von bis 2,20 m Bettlänge (Achtung: Trick!). Wie geht das denn in einem Van mit einer Länge von 5,30 m?

Im VW T2, einem der Urväter der Campingszene, hat Patrick seine ersten Erfahrungen gesammelt. Viele Ideen reiften in dieser Zeit. Patricks Credo: Camping ist draußen! Camping ist Gemütlichkeit! Camping ist Unabhängigkeit sprich autarkes Stehen.

Unter diesen Prämissen begann Patrick auf Grundlage eines VW T6 (Lange Version 5,30) seine Konstruktion.

 

Die Küche - Herzstück der Van Schmiede

Microloft2 mit ausgezogenem Herd und Tisch für die Benutzung im Freien
Küche des Selbstausbaus in der Außennutzung

Auf die Idee, eine L-Küche in einen kleinen Van zu bauen, muss man erstmal kommen. Dass es funktioniert, beweisen die Jungs der Van Schmiede augenscheinlich.

Eine große Spüle mit richtigem Wasserhahn, ein 50 l Kühlschrank von Dometic zentral verbaut und gut zu erreichen. Und ein Herd, der durch einen simplen Trick sowohl innen als auch außerhalb des Bullis zum Einsatz kommen kann. Coole Idee! Gemäß seinem Motto: Camping ist Outdoor, wann immer es das Wetter zulässt.

 

Patrick von Van Schmiede demonstriert den Spiritus-Kocher als ausziehbare Schublade
Hier im Bild der Spiritus-Kocher als Schublade ausziehbar im Innenbereich.
Patrick von Van Schmiede demonstriert den Spiritus-Kocher als ausziehbare Schublade für den Außenbereich
Hier sieht man die Outdoor-Variante bei geöffneter Tür. Der Auszug nach außen ermöglicht Kochen im Freien

Der Herd ist ein Spiritus-Kocher, der ohne Gas auskommt, was kostbaren Platz spart. Die Küche macht mächtig Eindruck und man muss erst ein wenig überlegen, wie es möglich ist, dieses Element so zentral in diesem Van-Ausbau zu gestalten. Und dann fällt es mir auf! Der Preis ist der fehlende Durchgang vom Führerhaus in den Wohnraum. Da steht nun diese Küche im Weg, aber einen Tod muss man bekanntlich immer sterben. Die Küchenschränke sind mit selbstschließenden Auszügen ausgestattet und sogar die Türen schließen selbsttätig. Der Apothekerschrank, in dem man 1,5 l PET Flaschen unterbringen kann, lässt keine Wünsche offen. Hier zeigt sich wieder die Detaillverliebtheit der Jungs.

Doch damit nicht genug! Das Thema Elektrik und Strom wurde auch neu gedacht. Schalter sucht man vergebens im Bulli. Licht schaltet man per Touch an der Lichtquelle. Mein Blick fällt auf das zentrale Bedienpanel und ich lasse mir die Funktionen erklären. Diese Zentraleinheit ist das Hirn und die Steuerung des gesamten Wohnmobilausbaus. Wie kalt ist es drinnen bzw. draußen, wie viel Wasser habe ich noch oder ist der Abwassertank voll?  Heizungssteuerung, Batterieladung usw. wird alles über diesen kleinen unscheinbaren Kasten geregelt.  

Die Verarbeitung des Holzes und die verfügbaren Farben machen diesen Ausbau sehr individuell und absolut gemütlich. Man hat ein ähnliches Gefühl im Urlaub in skandinavischen Holzhäusern. Dieses besondere „hygge“ Gefühl, das ist der dänische Ausdruck für Gemütlichkeit, stellt sich ein.

 

Kochtopf auf dem Spirituskocher des VW T6 Microloft2
Der ausziehbare Herd im Microloft2-Van

Das Esszimmer vom Microloft2

Neben der raffinierten Indoor-Outdoor-Funktion des Herdes hat Patrick noch weitere interessante Features auf Lager.

Zum Beispiel lässt sich der Tisch ebenfalls innen und außen nutzen durch seine Schwenkfunktion. Als zusätzliches Gimmick ist der Tisch optional als Bettverlängerung nutzbar und erweitert das Bett auf eine Länge von 2,20 m. Für manchen groß gewachsenen Campingfreund ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Im Innenraum ist man aber auf zwei Plätze begrenzt. Anders als beim Campster, wo man die beiden Vordersitze zum Wohnraum umdrehen kann, ist der VW-Ausbau hier stark eingeschränkt. Das ist auf jeden Fall ein Manko, sollte man einmal mehr Leute an Bord haben wollen. 

VW Bus Microloft2-Ausbau mit Tisch nach außen gedreht
Praktisch! Der Schwenkarm lässt den Tisch ganz einfach von Indoor auf Outdoorbetrieb umstellen.

Das Schlafzimmer im T6

Mitarbeiter der Van Schmiede demonstriert den einfachen Bettumbau im VW Microloft2
Ein Blick vom Heck auf das Bett. Links der praktische Schrank mit platzsparendem Rollo
Umgebautes Bett im VW Bulli-Selbstausbau der Van Schmiede
Das umgebaute Bett misst 1,86m (Optional 2,20!) in der Länge und 1,30m in der Breite.

Ein Mitarbeiter der Van-Schmiede demonstriert den Umbau des Sitzplatzes zum Bett. Die sonst üblichen PKW-Sitze sind hier nicht zu sehen, weil es sie nicht gibt. Eine große ebene Fläche entsteht, die den  Loft Charakter erneut betont, was die Namensgebung Microloft2 perfekt unterstreicht. Was diesen Ausbau von vielen anderen Vans dieser Klasse unterscheidet, ist der offene Raum des Ausbaus. Keine störenden Sitze, die dann mühsam umgeklappt werden müssen zum Schlafen. Auch der Blick aus dem Heck in die Natur ist dadurch ungestört. Ein tolles Raumgefühl!

Das Badezimmer im VW Bulli

Ein Badezimmer passt nun wirklich nicht auch noch neben die L-Küche in einen VW Bulli. Das ist klar! Aber immerhin hat sich Patrick ein wichtiges Detail einfallen lassen. Die Schublade für das Portapotti. Elegant zieht er die Schublade heraus und die Vorstellungskraft lässt den Nutzen eines versteckten WC´s erkennen. Toll gemacht! Kein lästiges Herauskramen mehr des Portapottis aus der Heckgarage.

Dank der großen Spüle im Küchenbereich hat diese eine Doppelfunktion. Sie ist sowohl als Küchenspüle, als auch als Waschbecken für die Körperhygiene nutzbar. Sogar auf eine Dusche muss nicht verzichtet werden, wenn auch diese nur als Außendusche verbaut ist. Dazu mehr, wenn wir uns das Heck ansehen.

 

Unter dem Sitz befindet sich eine Schublade für das Portapotti
Die Toilette verbirgt sich unter dem Sitz.
Unter dem Sitz befindet sich eine Schublade für das Portapotti
Patrick präsentiert das Fach für das obligatorische Portapotti. Dem Standard-WC in dieser Camper-Klasse

Die Heckgarage im Bus

Heckbereich VW-Bus 5,30m Länge. Teleskopauszüge

Die Heckgarage besticht durch lang ausziehbare Teleskopschubladen unter dem Bett. Hier hat alles seinen Platz und lässt sich ohne große Wühlerei finden. Linksseitig ist die Außendusche montiert. Zusammen mit der werkseitigen Doppeltür und einem im Fachhandel vorrätigem Duschvorhang kann man draußen am Bus ohne neugierige Blicke sehr gut duschen. Gemäß dem Motto „Camping ist draußen“ punktet Van Schmiede auch in diesem Bereich.

 

Die Energieversorgung im Van

Der häufig im Campingbereich genutzte Energieträger Gas spielt im Microloft von Van Schmiede keine Rolle. Man setzt wie gesagt zum Kochen auf Spiritus und ansonsten auf Strom. Und zwar auf regenerativen Strom. 150 Watt Solarzellen auf dem Dach machen laut Patrick bis zu 7 Tage autarkes Stehen in der Natur ohne Stromanschluss möglich. Innovativ ist auch das Induktionsladefach in einem Ablagefach für das Handy. Die Detailverliebtheit zieht sich durch alle Features dieses Van-Ausbaus.

Im Zentrum des Vans ist eine zentrale Steuereinheit verbaut. Knöpfe und Schalter sucht man vergebens. Neben der Bedienung am Panel kann man das Fahrzeug auch per App bedienen. Sehr zeitgemäß!

Neben den Bedienelementen werden hier alle relevanten Daten des Buszustands angezeigt. Neben Batteriekapazität, Temperaturen innen und außen, Wasserstand in den Tanks lässt sich sogar der Neigungswinkel des Busses abhängig vom Stellplatz ablesen.

Der Preis für den Selbstausbau

Die Preise beginnen bei 13.899 € für den Ausbau

Zzgl. Basisfahrzeug VW T5 oder T6 (Andere Fahrzeuge auf Anfrage)

Natürlich ist der Endpreis abhängig von den individuellen Sonderwünschen eines Kunden. 

Der Möglichkeiten gibt es viele 😉

 

Zahlen, Daten, Fakten:

Die Standard-Ausstattung

  • Vinylboden in Holzoptik (isoliert)
  • Echtholz L-Küche, Bambusarbeitsplatte
  • Apothekerschrank, drei Schubladen, zwei Fächer mit Türen, großes Staufach unter dem Sitz
  • WC-Schublade
  • Kochvorbereitung innen/außen ausziehbar
  • Zwei Sitzplätze im Ausbau
  • Schwenktisch (Edelstahl mit Echtholzplatte)
  • Ausziehbares Festbett 130 x 130 cm (ausgezogen 186 x 130 cm)
  • Edelstahlspüle mit Schneidbrett
  • 50 l Frischwassertank / 17 l Abwassertank
  • Großer Hochschrank im Heck mit Rollo
  • Badschrank
  • Bordelektronik
    95 AH AGM Aufbaubatterie
    30A Ladebooster für Aufbaubatterie
    12V & 2 x USB Steckdose
    Digitale Systemsteuerung mit App und Sensoren
  • 47 l Kompressor-Kühlschrank / 4 l Gefrierfach
  • 4 x Touch-LED im Dachhimmel

Fazit:

Das Vorführfahrzeug in pazifikblauer Ausführung war einer der Publikumsmagneten der Caravan und Co. Der Name ist Programm: „Microloft zum Quadrat“ . Patrick von Van Schmiede ist mit seinem VW-Bulli-Ausbau auf einer Länge von 5,30-m quasi die Quadratur des Kreises gelungen. Dieser Van vermittelt ein absolut fantastisches Raumgefühl auf engstem Raum gepaart mit vielen innovativen Features. Und etwas Entscheidendes noch dazu: Gemütlichkeit. Meine einzigen Kritikpunkte sind der fehlende Durchgang von der Fahrerkabine nach hinten und die fehlende Stehhöhe. Letzter Punkt kann aber durch ein optionales Hubdach im Kostenrahmen von
ca. 3000 bis 4000 € nachträglich eingebaut werden. Zu beachten ist auch, dass dieser Ausbau nur als Dreisitzer zu fahren ist. Er richtet sich demzufolge weniger an Familien, als an Paare mit oder ohne Haustier. Ein weiterer Haken ist, dass man erstmal selbst auf die Suche nach einem Basisfahrzeug gehen muss, der dann von Van Schmiede ausgebaut wird.
Gerade der T6 mit 5,30 Metern Länge ist nicht so häufig zu finden. Für mich persönlich hatte der Microloft2 einen Wow-Effekt, der mich ins Grübeln gebracht hat.
Ich werde in der nächsten Saison nochmal in mich gehen gemäß dem Motto: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet“
Arne
Arne
Autor

Der Vergleich zwischen Microloft2 von VW und dem Citroen Campster hinkt! Man kann ja auch keinen Konfektionsanzug mit einem Designer-Anzug von Armani vergleichen. 

Der Preis spielt eben auch eine Rolle! Und da haben Campster, Crosscamp und Co. die Nase vorn. 

Wer sich für den eigentlichen „Volkswagen“ Citroen Campster interessiert, kann sich hier informieren.

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