Auf dem Rad Borkum entdecken
Wer Borkum entdecken will, der ist quasi gezwungen, auf´s Rad zu steigen. Kein anderes Fortbewegungsmittel beherrscht das äußere Erscheinungsbild Borkums so sehr wie das Fahrrad. Autos sind zwar erlaubt, spielen aber nur eine untergeordnete Rolle. Allein die Möglichkeiten, sich im Auto fortzubewegen, sind stark limitiert. Der Hafen, die Innenstadt und ein Parkplatz nahe Ostland sind mögliche Ziele. Außerdem gibt es in den Sommermonaten Fahrverbote im Innenstadtbereich. Punktum: Ein Auto ist auf Borkum definitiv überflüssig, ein Fahrrad hingegen quasi lebensnotwendig.
Deshalb zeige ich euch heute die ultimative Fahrradrundtour von Borkum. Eigentlich stellt sie sich fast von alleine auf, allerdings gibt es einige Besonderheiten, die ihr beachten solltet.
Start an der Promenade von Borkum
Die Promenade von Borkum ist das Prunkstück des Zentrums und ist breit angelegt. Am Kernstück der Promenade ist sie geteilt für Radfahrer und Fußgänger. Das macht Sinn, da es an der Stelle sehr wuselig und die Gefahr von Unfällen groß ist. Später teilen Räder und Fußgänger sich den Weg, der einige km lang ist. Hier am Start kann man die frische Meeresluft geradezu einsaugen. Die Weite des Horizontes überfordert das Auge. Die Atmosphäre ist einzigartig, gerade im Sommer.
Radweg direkt am Wasser
Das erste Teilstück geht immer an der Wasserlinie entlang, getrennt nur durch den Dünensaum. Der breite Strand ist gigantisch. Nach dem Hauptstrand kommt ein Hundestrandabschnitt und im Anschluss der FKK-Bereich.
Der Weg ist gut befahrbar. Er ist mal gepflastert und mal als Holzbohlenabschnitt in die Dünen gebaut. Bis zum Cafe Seeblick geht es mit einem fantastischen Meerblick durch die Dünen.
Zahlreiche Strandübergänge
Wann immer einem danach ist, kann man hier sein Fahrrad stehen lassen und an zahlreichen Strandübergängen zum Meer gelangen. Allerdings sind die Dünen und der dahinter liegende Strand an dieser Stelle extrem breit. Man läuft schon eine ganze Weile, bis man am Wasser ist.
Cafe Seeblick-Ab ins Landesinnere
Cafe Seeblick – Hier ist der Fahrradweg am Strand zu Ende und biegt ins Inselinnere ab. Wer vorher noch den Weitblick genießen will, der kann sich hier ein kühles „Blondes“ bestellen und den Blick schweifen lassen.
Abschnitt Waterdelle
An einer Gabelung geht der Weg weiter Richtung Ostland durch ein Naturschutzgebiet. Sehr schön zu fahren.
Flughafen Borkum vorbei
Manch einer wird sich verwundert die Augen reiben, wenn plötzlich ein kleiner Tower auftaucht und ein Hinweisschild: Borkum Flughafen. Tatsächlich kann man auch mit dem Flugzeug anreisen. Allerdings nur mit kleinen Propeller-Maschinen. Interessant ist die Möglichkeit von Rundflügen. So kann man Borkum und das Wattenmeer aus der Luft erkunden. Leider hat sich das für mich nicht ergeben, wobei ich erste Erkundigungen angestellt hatte und die Preise durchaus moderat fand. Nähere Infos findet ihr hier.
Das Dünenbudje - Von Geheimtipp keine Rede mehr
Die sogenannten Milchbuden (Warum heißen sie so?) am Strand sind ein Markenzeichen von Borkum. Überall findet man sie, besonders an der Promenade. Manchmal muss man sie aber auch suchen. So zum Beispiel das Dünenbudje, das abseits der Promenade etwas versteckt in den Dünen liegt. Es ist aber gut ausgeschildert und befindet sich am Strandzugang zum FKK-Strand. Obwohl weit abgelegen, hat sich diese Bude einen Namen gemacht und wahre Ströme von Fahrradpilgern zieht es zum Essen und Chillen dorthin. Also von Geheimtipp kann keine Rede mehr sein, aber eine Empfehlung bekommt sie von mir trotzdem. Warum?
Das Dünenbudje hat erstens eine schöne Lage und zweitens moderate (im Vergleich zu anderen Buden!) Preise bei drittens gutem Essen. Die Karte ist angesichts der Abgeschiedenheit erstaunlich groß. Das Entscheidende aber ist das Ambiente. Die Lage in den Dünen ist einzigartig. Man kann sowohl drinnen als auch draußen sitzen. Bei schönem Wetter entfaltet das Dünenbudje dann seinen ganzen Charme. Lauter kleine gemütliche Ecken und Nischen mit allerlei Tinneff ausgestattet, machen das Budje so hyggelig (gemütlich).
Selbstbedienungsrestaurant
Im Dünenbudje ist alles sehr rustikal. Man bestellt selbst am Tresen, und nachdem das Funksignal vibriert, holt man sein Essen ab. Abgeräumt wird auch selbständig und die Bierflaschen müssen in die richtigen Kisten eingeräumt werden. Viel Personal ist hier nicht. Aber es funktioniert reibungslos!
Die große Menükarte mit Drei-Gänge-Menü darf man hier nicht erwarten. Aber das obligatorische Fischbrötchen ist hier echt lecker. Ebenfalls empfehlenswert die „Nordseekartoffeln“ (Komische Wortschöpfung, in der Nordsee wachsen die nicht!) mit Räucherlachs und Kräuterquark.
Das eigentlich Coole am Dünenbudje ist es aber, hier gemütlich zu sitzen und bei einem netten Getränk den Sonnenuntergang zu genießen. That`s the way I like it!
Up-Stee - Die vielleicht abgelegenste Milchbude
Das Up-Stee ist quasi das Pendant zum Dünenbudje nur auf der Seeseite am FKK-Strand. Seine Monopolstellung als alleinige Möglichkeit, sich an diesem Strandabschnitt mit Getränken oder Snacks zu versorgen, lässt es sich gut bezahlen. Die Preise sind schon der Hammer, die Lage aber auch.
Übrigens: An diesem Strandabschnitt ist das Baden verboten. Schilder weisen darauf hin. Nicht umsonst, wie ich erleben musste. Bei meinem Besuch gab es eine groß angelegte Suchaktion einer angeblich vermissten Person im Wasser. Zum Glück ein Fehlalarm, wie sich herausstellte. Trotzdem hier der ernst gemeinte Rat: Badeverbotsschilder und auch Zutrittsverbotsschilder der Seehundbank bitte beachten!
Das Ostland - Ländliche Idylle
Nach dem Abstecher zum Dünenbudje und den Nackten am FKK-Strand, geht es nun zurück auf die Fahrrad-Rundtour. Kurs Richtung Ostland. So heißt ein ländlicher Abschnitt, der irritierender Weise nicht im Osten der Insel liegt, sondern eher in der Mitte. Das Ostland hat zwei Gastronomiebetriebe und die Endstation der Busanbindung nach Borkum-Stadt zu bieten. Danach geht es nur zu Fuß oder mit dem Rad weiter.
Die Bauernstuben und das Café Ostland
Diese beiden Restaurationsbetriebe liegen direkt nebeneinander. Beide sind in der Saison gut besucht. In den Bauernstuben bin ich nicht gewesen, dafür aber im Café und Restaurant Ostland. Die Bauernstuben habe anhand der Speisekarte einen deutlich preiswerteren Ansatz als das Café Ostland. Wer sich für eine Pause hier interessiert kann auch schon mal einen Blick in die Speisekarte werfen (hier)
Café und Restaurant Ostland
Im Ostland kann man sehr gut essen. Besonders Fisch, ist ja klar auf einer Insel. Aber auch die Kuchen sahen sehr gut aus, konnte ich aber nach der guten Portion Pannfisch nicht mehr testen.
Wer plant, dem Café Ostland einen Besuch abzustatten, sollte in der Saison einen Platz reservieren. Wem das Wasser gerade im Mund zusammen läuft, der kann hier mal in die Karte luschern und sich Anregungen holen.
Quer über die Insel ans Ende der Welt - Borkums wilder Osten
Wenn man denn nach dem üppigen Essen im Café und Restaurant Ostland wieder in Gang kommt, kann man ein paar Kalorien auf der Strecke durch das Hinterland verlieren. Es wird einsamer. Mit Pech kommt der Wind von vorne. Wer kein Pech haben will, hat nen E-Motor. Wenig Bebauung, ein wenig Landwirtschaft und viel Natur. So zeigt sich die Strecke auf diesem Abschnitt.
Hierher verirren sich wenige Autos, alleine deshalb weil es hier nicht weitergeht. Radfahrer und das klassische Pferdegespann sind schon häufiger hier anzutreffen. Besonders in den Sommermonaten sind viele Fahrradtouristen unterwegs.
Zu-Fuß-Expedition zum Hooge Hörn
Hooge Hörn – Das Ende der Welt auf Borkum. Je weiter man nach Osten kommt, umso einsamer wird es. Ab der Mitte von Borkum ist es für Autos vorbei. Straßen gibt es hier nicht mehr. Nur Fahrradfahrer kommen noch weiter voran. Drei Kilometer von Hooge Hörn entfernt ist dann auch für sie Schluss. Ein Fahrradparkplatz und Schilder fordern dazu auf, das Rad stehen zu lassen und den weiteren Weg zu wandern. Mountainbiker können natürlich noch weiterfahren!
Zu Fuß benötigt man ca. 30 Minuten bis zum Strand von Hooge Hörn.
Einsamkeit auf dem Deich
Zurück von der Expedition geht es wieder auf´s Rad. Jetzt kommt der Rückweg. Die Highlights der Tour liegen hinter mir. Jetzt zeigt sich die Insel von einer anderen Seite. Die dem Meer abgewandte Seite ist deutlich eintöniger. Auf einem gefühlt unendlich langen Deich geht es wieder Richtung Westen, in die Zivilisation. Dass hier der Wind meist von vorne kommt, ist nach Murphy´s Gesetz sicher. Dieser Teil der Tour ist der Fatburner, es sei denn das Rad hat noch Akku.
Olde Dyk - Der alte Deich
Der Olde Dyk eignet sich sehr gut für den Rückweg. Als alleiniger Radweg durch naturbelassenes Gelände macht er die Tour nochmal rund. Er führt einen wieder zurück nach Borkum-City und zur Promenade.
Heimliche Liebe - Zurück an der Nordsee
An der „Heimlichen Liebe“ treffe ich wieder auf die Nordsee und die Strandpromenade. Ich habe viele Lokalitäten getestet, leider nicht dieses markante Restaurant mit dem vielversprechenden Namen.
Das Nordsee-Aquarium
An der langen Promenade von Borkum liegt auch das Nordsee-Aquarium. Ich persönlich hatte zu gutes Wetter, um es zu testen und kann deshalb nicht viel darüber sagen. Es scheint nicht all zu groß zu sein. Einige Aquarien und Ausstellungen zu mehreren Themen rund um die Nordsee und das Wattenmeer werden im Internetauftritt gezeigt. Bei moderaten Preisen von 4,50€ für Erwachsene und 3,50 € für Kinder kann man aber nicht so viel falsch machen. Wer sich interessiert kann sich hier weitere Informationen holen.
Die Seehundbank - Touristenmagnet
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Die Seehundbank ist die Attraktion auf Borkum. Die Tour führt auf dem Rückweg direkt dran vorbei. Allerdings braucht es ein Fernglas oder ein starkes Teleobjektiv, um den Kameraden richtig nahe zu kommen. Ein paar dieser Schnappschüsse sind mir gelungen. Wer meint, er muss zu Fuß auf die Seehundbank laufen, dem sei gesagt: Das kann zu empfindlichen Strafen führen. 2000 € und lebenslänglich Besuchsverbot für Borkum wird gemunkelt. Also: Nicht machen!
Fazit:
Mein Buchtipp! (Affiliate-Link)
Wer gerne auch noch ein Buch in der Tasche hat und über Borkum viel mehr erfahren will, dem empfehle ich „Insel/Trip Borkum“ von Hans-Jürgen Fründt. Die zahlreichen positiven Rezensionen kann ich nur bestätigen.
Der Bericht von Dir, lieber Arne, ist so toll verfasst. Es geht einem unter die Haut, wenn man Borkum erlebt hat. Ich habe so Heimweh nach der Insel😪
Liebe Rosi,
vielen Dank für die Blumen 🙂 Natürlich war Borkum 2022 doppelt schön, weil wir einen Vertrag mit dem Wettergott hatten. 😎
Lieber Arne, wenn du dich mit dem Sonnengott von Borkum Verträge schließt, hast du den schönsten Urlaub ever ;-).
Entschuldige bitte, da haben sich ja mächtig Fehler eingeschlichen. Man sollte doch erst lesen, bevor man es abschickt.
Ich meinte natürlich:“ Wenn du dich mit dem Sonnengott gut stellst und Verträge abschließt, dann hast du den schönsten Urlaub.
Sehr toller Bericht
Hallo Arne
Wir fahren, so Gott will, dieses Jahr 3x auf die Insel. Urlaub 1 haben wir im Februar gemacht. Nr2 erfolgt i. August und Nr.3 Ende Dezember. Wir kommen seit 2013 jährlich auf die Insel, meist im August/September. Dieses Jahr wollten wir auch mal die restlichen Jahreszeiten dort erleben.
Ein Tipp für Sie: Unbedingt wieder kommen, alle Locations, die Sie nicht besucht haben aufsuchen und den Sonnenuntergang von Rias Beach Terasse, bei toller Pavillion live Musik, genießen. Und danke für den tollen Blog Beitrag. Wir fahren dort oft Rad oder wandern durch die Dünen.
Liebe Grüße aus dem Münsterland,
Andrea
Hi Andrea,
vielen Dank, für Dein Feedback! Ich habe noch einen zweiten Blog-Post über Borkum geschrieben, wo ich noch einige andere Tipps parat habe. Schau gerne nochmal in mein Blogbuch rein!
Herzliche Grüße aus dem Norden,
Arne
Toller Bericht, aber was fällt sofort wieder auf bei der Dünnenbudje? Ein großes Schild „Keine Kartenzahlung“. Warum bloß sind die Inseln noch so bargeldaffin? Auf Sylt hat mir mal ein Strandkorbverleih gesagt, der Sand zerstöre die Geräte😂. In Zeiten der meist kontaktlosen Zahlung ein eher schwaches Argument.